Ein Tag für die Demokratie

Berufskolleg Meschede setzt starkes Zeichen

„Demokratie lebt vom Mitmachen!“ Dieses Motto war am Berufskolleg Meschede keine bloße Parole, sondern wurde mit Leben gefüllt. Am 08. Oktober verwandelte sich die gesamte Schule in ein großes Lernlabor für Demokratie. Fast 30 Workshops, Begegnungen und Aktionen luden Schülerinnen und Schüler aller Bildungsgänge ein, sich mit Geschichte, Verantwortung und Mitbestimmung auseinanderzusetzen. Praktisch, kreativ und emotional.

Die Idee für diesen besonderen Tag entstand weit entfernt von Meschede. Martina Funke-Linnemann, Lehrerin am BK Meschede, war Anfang des Jahres zu einer Demokratiefortbildung in Danzig. Die Besuche an historischen Orten wie der Westerplatte, einem Kriegsfriedhof, und dem Konzentrationslager Stutthof hinterließen bleibende Eindrücke. „Mir wurde bewusst, dass gerade Lehrerinnen und Lehrer in jener Zeit Verantwortung übernommen und für Menschlichkeit eingestanden haben“, berichtete die Kollegin. Noch in Danzig entstand der Wunsch, einen eigenen Projekttag ins Leben zu rufen, der die Werte unserer Demokratie in den Mittelpunkt rückt.


Workshops für alle – Demokratie erleben, nicht nur verstehen
Von Anfang an stand bei ihrer Planung fest, dass alle Schülerinnen und Schüler dabei mitmachen sollten. Auch Jugendliche, die erst seit Kurzem in Deutschland leben und noch wenig Deutsch sprechen, sollten dabei sein. „Demokratie ist für alle da. Und jeder kann sie spüren, wenn man sie erlebbar macht“, so Kristin Hellermann, die ihre Kollegin bei der Organisation der Veranstaltung von Beginn an maßgeblich unterstütze.
Das Ergebnis ihrer Überlegungen war ein vielseitiges Programm mit fast 30 Workshops. Begrüßt wurden die Schülerinnen und Schüler mit einer Videobotschaft von Bundeskanzler Friederich Merz, welches er eigens für diesen Tag für die Schulgemeinde des Berufskollegs Meschede aufgenommen hatte. Danach ging es in die Workshops oder zu den Exkursionen, für die sich die Teilnehmer vorher eingetragen hatten. Die Schülerinnen und Schüler besuchten unter anderem das Fußballmuseum in Dortmund unter dem Motto „Sport und Demokratie“, erforschten Stolpersteine in der Stadt, besuchten den Bürgermeister, diskutierten mit Politikern, beschäftigten sich mit Fake News und ihren Auswirkungen auf die Politik. Mit VR-Brillen reisten sie virtuell durch das Anne-Frank-Haus, während ein Rapper zeigte, wie man mit Musik gesellschaftliche Themen ansprechen kann. Sogar Waffeln wurden gebacken. Auch hier wurde demokratisches Verhalten geübt, in dem der Preis selbst festgelegt werden konnte. Der Erlös ging an eine lokale Erinnerungsstätte.


„Es war beeindruckend zu sehen, wie kreativ, engagiert und nachdenklich unsere Schülerinnen und Schüler gearbeitet haben“, sagt Schulleiter Carsten Placht. „So entsteht Demokratiebildung, die wirklich ankommt.“


Begegnungen, die berühren
Ein Höhepunkt des Tages war das Gespräch mit dem Zweitzeugen Silvio Uhlfelder aus Frankfurt, der eindrucksvoll die Geschichte seiner Großeltern und Eltern erzählte, die vor dem NS-Regime nach Argentinien geflüchtet waren. Seine Worte bewegten. Doch er zeichnete nicht ausschließlich das düstere Bild von Flucht, Verlust und Einsamkeit, sondern machten deutlich, dass Erinnern immer auch Zukunft bedeutet.
Ebenso berührend war der Besuch der alten Synagoge in Meschede, wo Herr Recker, Leiter der der Erinnerungsstätte, über das jüdische Leben in der Region erzählte.
In der Innenstadt errichteten Schülerinnen und Schüler gemeinsam mit dem Bündnis für Demokratie Meschede eine bunte „Demokratiemauer“ – ein Symbol für Vielfalt, Zusammenhalt und Mitbestimmung. Die Mauer bestand aus Kartons, welche die Schülerinnen und Schüler zuvor in einem Kreativ Workshop selbst gestaltet hatten. Vor der bunten Mauer verteilten sie anschließend ein „Licht der Demokratie“ an die vorbeikommenden Passanten und kamen so mit ihnen ins Gespräch.
Den Abschluss bildete ein Gespräch mit Beate Stallmeister, die über Verbrechen an Zwangsarbeitern in der NS-Zeit berichtete – ein eindrücklicher Moment, der zeigte, wie wichtig historisches Wissen für heutige demokratische Verantwortung ist.

Ein starkes Zeichen der Schulgemeinschaft
Der Tag der Demokratie am Berufskolleg Meschede war kein einmaliges Ereignis, sondern ein Signal - Demokratie lebt in der Schule durch Begegnung, Offenheit und Engagement.
„Wir wollten, dass unsere Schülerinnen und Schüler sehen, dass Demokratie kein abstraktes Konzept ist, sondern etwas, das man aktiv im Kleinen wie im Großen mitgestalten kann,“ so Martina Funke-Linnemann. Und das ist gelungen. Das positive Feedback der Schülerinnen und Schüler und ihre Beiträge in den Workshops haben uns gezeigt, wie wichtig Demokratie den jungen Menschen wirklich ist, dass sie durchaus politisch sind und dass sie bereit sind, sich für die Demokratie einzusetzen.“


LOKALZEIT SÜDWESTFALEN - Demokratietag

Bildergalerie