Friseurausbildung im HSK fit für die Zukunft

BK am Eichholz und BK Olsberg kooperieren im gemeinsamen digitalen Unterricht

Es ist ein Projekt zur Standortsicherung von Ausbildungsberufen, das gleichzeitig der Attraktivitätssteigerung des Ausbildungsberufs Friseurin/Friseur dienen soll: Seit diesem Schuljahr läuft im Rahmen des landesweiten Schulversuchs „Die berufliche Bildung fit für die Zukunft machen – Berufskollegs regional weiterentwickeln“, der schulische Teil der Friseurausbildung im gesamten HSK zu einem großen Teil digitalisiert in Kooperation des Berufskollegs am Eichholz und des Berufskollegs in Olsberg.


Die Chancen liegen auf der Hand. Die Digitalisierung hat auch in klassischen Handwerksberufen längst Einzug gehalten. Immer mehr läuft die Kundenakquise über Social-Media-Kanäle, Farb- und Schnitttypberatung werden mithilfe von onlinebasierten Anwendungen vorgenommen, auch das gesamte Salonmanagement ist mittlerweile digitalisiert. Selbst Fortbildungen der Kosmetikindustrie werden zumeist digital oder in hybriden Formaten angeboten. „Die Betriebe profitieren also davon, wenn die Auszubildenden von Anfang an in Sachen Digitalisierung gut aufgestellt sind“, so Britta Schunck, Abteilungsleiterin am BKaE. Ohne Grundkenntnisse der Anwendung fachspezifische Programme, aber auch ohne grundlegende Kompetenzen bei einfachen digitalen Anwendungen seien künftige Bewerbungen aussichtslos.

Darüber hinaus sei dieses Projekt richtungsweisend für Ausbildungsberufe, die besonders in ländlichen Regionen sonst nicht mehr angeboten werden könnten, weil die Klassen schlichtweg zu klein wären. Die derzeitige Rechtslage verlangt an jedem Standort eine Mindestgröße von 16 Auszubildenden für die Bildung einer Klasse. Die kleinen Lerngruppen der beiden Schulen werden stattdessen im ersten Ausbildungsjahr an einem Berufsschultag an jedem Standort klassisch in Präsenz unterrichtet, am zweiten Berufsschultag gemeinsam digital. 

Die Vorteile dieser Beschulung für die Standortsicherung liegen auf der Hand, die Motivation der Beteiligten ist entsprechend hoch. „Und dennoch war und ist dieses Projekt eine große Herausforderung für alle Beteiligten“, sagt Anja Griesche, Fachlehrerin am Berufskolleg am Eichholz. Trotz Vorbereitungszeit im vergangenen Schuljahr sei der Aufwand für die Organisation des digitalen Unterrichts im Moment noch erheblich. „Es sind permanente Absprachen und Rückkopplungen der unterrichtenden Lehrkräfte nötig, die an unterschiedlichen Standorten gemeinsam eine Klasse unterrichten“, ergänzt Britta Schunck. 

Im laufenden Jahr hat es neben dem Online-Unterricht verschiedene gemeinsame Schultage gegeben. Eine gemeinsame Exkursion zur Berufsgenossenschaft nach Bochum, eine Einführungsveranstaltung und auch eine gemeinsame Beschulung am „Digitaltag“, an dem die Auszubildenden an einem Berufskolleg präsent waren. Dies soll im neuen Jahr intensiviert werden. „Wir merken schon, dass wir zu Beginn der Ausbildung mehr gemeinsamen Unterricht an einem der beiden Schulstandorte in Präsenz benötigen, um die Schülerinnen und Schüler kennen zu lernen und grundlegende Probleme von Anfang an aus der Welt schaffen zu können“, sagt Lydia Seifert, Abteilungsleiterin am BK Olsberg. 

Weitere Konsequenzen werden im Sommer gezogen, dann wird das erste Schuljahr im neuen Format von dem Lehrerteam genau ausgewertet. Doch bei allen Anfangsschwierigkeiten wird schon jetzt klar, dass die Kooperation im Fachbereich der Friseurausbildung gut funktioniert. „Wir haben auch vor dem Projekt schulübergreifend in regem Austausch gestanden“, sagt Britta Schunck, daher falle die Zusammenarbeit zwischen den beiden Schulen sehr leicht.

Auch aus wissenschaftlicher Sicht besteht ein großes Interesse an dem schulübergreifenden Vorhaben. Das auf fünf Jahre ausgelegte Projekt wird durch Professor Detlef Buschfeld von der Universität Köln und von Professorin Bernadette Dilger von der Universität St. Gallen begleitet und evaluiert, die in diesem Feld die Ergebnisse der Schulversuche vergleichend verdichten sowie den Austausch und Transfer zwischen den Vorhaben unterstützen werden.